Wachsen wir zusammen!

(26. März) Nikolaus Lackner (Koch, Kommunist und Europa Anders Aktivist) erklärt, warum er, obwohl EU kritischer Kommunist, eher zufällig ab Dezember 2013 in das Projekt „Europa Anders“ hineingewachsen ist und warum er Europa Anders als große Chance sieht, die nicht ungenutzt verstreichen darf.

Ich war anfänglich recht skeptisch gegenüber dem Projekt Europa Anders. „Wie soll das funktionieren?“ dachte ich mir. Eine gut 100 Jahre alte Partei mit Struktur, Geschichte und Ideologie und zwei neue Parteien ohne diese drei Eckpunkte. Und obendrein noch Unabhängige? WTF

Die letzten Monate haben mich eines besseren belehrt: Es funktioniert. Den Unkenrufen der vom ORF bezahlten Politikwissenschaftler zum Trotz haben wir nicht nur eine Wahlallianz gegründet sondern sind in den Medien präsent.

Es gibt sogar erste Umfragen die uns eigens ausweisen, obwohl wir derzeit noch damit beschäftigt sind die letzten Unterstützungserklärungen zu sammeln, weil wir es als Bündnis völlig zurecht abgelehnt haben, uns den Antritt durch ein Privileg einfach so zu erstadlern, welches wir demokratiepolitisch immer kritisiert haben. Sicher nicht, wir sind anders.

Heraus mit den Positionen!

Als Antifaschist, Arbeiter und organisierter Kommunist bin ich kein Exot in diesem Bündnis. Was wohl manche JournalistInnen überraschen wird. Wir sprechen hier nicht von der Fusion von Piratenpartei, Wandel und der Kommunistischen Partei Österreichs. So sehr ihr das auch unter völliger Missachtung des vierten Elements, der Unabhängigen, herbeischreiben wollt.

Warum ich Europa Anders unterstütze?

Weil wir die historisch einmalige Chance haben und auch wahrnehmen aus dem Parteikasterldenken herauszuhüpfen und gemeinsam Dinge zu fordern für die wir alle stehen. Weil ich der Meinung bin, diese Chance ungenutzt nicht verstreichen darf.

Kritiklos? Ohne Widerspruch? Sicher nicht!

Während wir die letzten paar hundert Unterstützungserklärungen sammeln, beginnen die GroßkapitalprofiteurInnen und ihre VertreterInnen im EU Parlament  bereits mit dem Wahlkampf. Wir sind derzeit in der Hauptsache noch mit uns selbst beschäftigt, wenn wir die Social Media Posts oder die Presseaussendungen anschauen, so ergibt sich ein klares Bild in der Aussenkommunikation: Europa Anders steht für Datenschutz, freies Internet, gegen Lobbyismus und gegen Überwachung.

Nicht das mich das als Kommunist stören würde, ganz im Gegenteil, das sind wichtige und richtige Positionierungen.

Wo aber sind die „Europa Anders“ Ansagen bezüglich der Benennung der Hauptfeinde:

Faschisten und Kapital
Troika
NATO
Verweichlichte Sozialdemokratie
Bürgerliche Grüne

Wo sind die eindeutigen Standpunkte zu:

Finanztransaktionssteuer
Vermögenssteuer
Erbschaftsteuer
Reform des Stiftungsrechts und Schwarzgeldhäfen

und überhaupt:

Wo sind unsere Forderungen nach Demokratisierung?
brauchen wir wirklich institutionalisierte Religionsprivilegien
Pensionsprivilegien für Superverdiener
Parteienprivilegien

und vor allem wo bleiben unsere Forderungen nach Ausbau der Demokratie?

Wir gehen zwar mit bestem Beispiel voran und sammeln die UE selbst während andere durch gestohlene Mandate durch eine einzige Unterschrift antreten. Das ehrt uns zwar, aber da wir unsere diesbezügliche Motivation nicht in die Zeitungen bringen können, helfen wir dem neoliberalen Medienmainstream in seiner unzulässigen Verdichtung auf antikommunistische Nebenwidersprüche.

Es gibt viel, sehr viel, unglaublich viel zu tun, liebe AndersdenkerInnen. Ich als kleiner Arbeiter werde meinen Teil dazu beitragen und hoffe, ihr ermächtigt euch ebenfalls selbst und nehmt an diesem Forum aktiv teil.

Wir müssen uns definitiv mehr mit den BürgerInnen und weniger mit uns selbst beschäftigen um das Herz des Bündnisses zum schlagen zu bringen! Unser Defibrillator muss „Inhalte“ heissen. Scharfe, populistische und dem Mainstream entgegenstehende Inhalte. Wenn wir immer nur brav die Rolle der leicht einschätzbaren Schafe erfüllen, werden die Wölfe immer über uns lächeln, und kein Bauer berichtet über uns.

Ich hoffe diese Zeilen haben in euch allen etwas ausgelöst, wenn ich mir was wünschen dürfte, dann wäre es: „nachdenken“.